20 Jahre Neugründung Sangesgruppe „Frohsinn“ im Mai 2022
Chorprobe: jeden Donnerstag 19:30 Uhr
Die Sangesgruppe Frohsinn im Advent 2004
Zur Geschichte der Sangesgruppe „Frohsinn“ Klingmühl
Im Jahre 1903 wurde in Klingmühl eine Sangesgruppe gegründet. Der reine Männerverein traf sich mehr zum politischen Austausch, als zum singen, denn nach dem Attentat auf den Kaiser wurden durch das Sozialistengesetz (1878) jegliche politischen Versammlungen verboten. Also versuchte man sich durch „Scheinvereine“ zu tarnen, das gelang meist durch Gesangsvereine.
Unter den 19 Mitgliedern wurde Richard Selling zum Vorsitzenden gewählt, neben ihm waren Karl Dulze als Kassierer und Franz Thiemig als Schriftführer im Vorstand. Zum dirigieren kam der Lehrer Setzkorn aus Sallgast. Nachdem 1912 in Klingmühl eine Schule gebaut wurde, kamen auch Lehrer in den Ort. Einer der Ersten, Lehrer Hohmann, dirigierte schon bald den Verein. Auch das zehnjährige bestehen wurde tüchtig gefeiert, dann wurde die Zeit, die man für den Verein aufbrachte kürzer. Es herrschte Krieg, so mußte das Vereinsleben eingeschränkt werden, viele Mitglieder zogen in den Krieg. Aber nicht alle kamen wieder zurück. 1920 wurde endlich wieder ein Sommervergnügen veranstaltet. Zu dieser Zeit probte man noch im Schulhaus. In den „goldenen Zwanzigern“ wurde Otto Engelmann zum 1. Vorsitzenden gewählt, von 1925 – 1954 war er im Amt, neben ihm war Gustav Lieske, als Schriftführer, im Vorstand. Auch ist 1925 das wohl berühmteste Mitglied in den Verein eingetreten, er wurde auch als Dirigent tätig: Der aus Bohsdorf kommende Lehrer Heyer (bekannt aus Strittmaters „Der Laden“). Er förderte das Vereinsleben im Dorf, auch leitete er das große Sängerfest zum 25 jährigen Bestehen. Eine Photographie zeigt, das in dem Verein zum großen Jubiläum 27 Mitglieder sangen, gefeiert wurde im Garten der Gaststätte Otto Lehmann. Obwohl auf der Photographie nur Männer zusehen sind, sangen auch einige Frauen im Verein mit. 1933 feierte man nocheinmal in „Lehmann´s Schänke“. Zum 30 jährigen Bestehen waren alle Klingmühler auf den Beinen, doch bald wurde es stiller im Verein und wieder gab es einen Krieg. Viele Mitglieder blieben im Krieg, die die wiederkamen, hatten erst einmal wichtigeres zu tun, als zu singen. 1949 nahm man das Vereinsleben wieder auf, für den gemischten Chor wird ein neuer Dirigent gebraucht, da sich Lehrer Heyer in politischer Gefangenschaft befand, wurde ein neuer Dirigent gesucht. Dieser fand sich in der Person Kurt Zeichner, er dirigierte den Verein bis 1954. Auch die „drei tollen Tage“ wurden von ihm mitorganisiert. 1953 feierte man auf dem Platz in „Zinkens Kuscheln“, aus Borna angereist war das UT Orchester, sie gaben am 30. Mai ab 20 Uhr eine „große Kulturveranstaltung“, anschließend gab es Tanz in Lehmanns Gasthof. Am Sonntag wurde um 7:00Uhr geweckt, um 13:30 fand das Platzkonzert auf dem Festplatz statt , abends gab es „Tanz auf beiden Sälen in Klingmühl“. Das Orchester wohnte verteilt in Klingmühl, jeder, der Einen aufnehmen konnte half aus, sie blieben bis spät in den Herbst. Sogar 46 Mitglieder waren zum 50 jährigen Jubiläum im Verein. Im folgenden Jahr gab es einen doppelten „Führungswechsel“: die junge Waltraud Lieske übernahm die Leitung des Gesangsvereins und Herbert Aßmann wurde zum ersten Vorsitzenden gewählt. Ein weiterer Höhepunkt war 1963 das 60 jährige Bestehen, es wurde auf dem Schulhof gefeiert. In der Zeitung war zu lesen, das Chöre aus Lieskau, Sallgast, Saalhausen, Grünewalde, Wormlage, Rauno, Senftenberg-West, Kleinleipisch, Dollenchen, Massen und Schwarzheide vertreten waren. Am Sonnabend gab es wieder Tanz in Lehmanns Gasthaus, Sonntag um 13:00 Uhr sammelte man sich für den Abmarsch vor der Gaststätte zum Festplatz. Das „Sängerfest in Klingmühl“ sollte „in Vor-bereitung der Arbeiterfestspiele“ zur „Förderung des kulturellen Lebens auf dem Lande beitragen“.
1965 wird Walter Lange, eines der Mitglieder, die bis zum Schluß im Verein waren, zum Vorsitzenden gewählt, er wird später von Peter Kloditz im Amt abgelöst. Das 70 jährige Bestehen wurde in Schmidts Gaststätte gefeiert. Das Stammlokal hatte den Garten herausgeputzt für ein zünftiges Sängerfest. Frank Scheibe übernimmt 1976 den Platz des Vorsitzenden ein, doch dem Verein fehlen die Mitglieder. Viele haben immer weniger Zeit, man verbringt jetzt die Abende allein vor dem Fernseher, als in gemütlicher Sängerrunde. Doch die wenigen Mitglieder stecken ihre ganze Kraft in den Verein. Auch wenn Mal durch „Spätschicht“ Mitglieder nicht dabei sein können, trifft man sich jeden Donnerstag Abend. Wenn man wieder einmal nur in kleiner Runde ist, läßt man sich nicht lumpen und sitzt in „feucht – fröhlicher“ Runde beisammen und unterhält sich über vergangene und folgende Feste Ein weiters Mal wurde 1978 gefeiert, dazu war in der Zeitung zu lesen:
„15.06.1978 Klingmühl:
Vom 23. bis 25. Juni 1978 feiert die Sangesgruppe Klingmühl ihr 75jähriges Bestehen. Die Jubiläumsfeier am Sonntag, dem 25. Juni, wird von den Chören der Kreise Finsterwalde und Senftenberg, die mit ihren Darbietungen das Festprogramm bereichern, mitgestaltet. Dieses Sängerfest stellt einen Höhepunkt im kulturellen Leben auf dem Lande dar. Zum Auftakt des festes finden am Freitag, dem 23. Juni, und am Sonnabend, dem 24. Juni, Tanzveranstaltungen statt. Am Sonntag erfreut das FIMAG – Blasorchester Finsterwalde mit einem Platzkonzert vor der Gaststätte Schmidt.“
Beim lesen des Artikels wird einem die Begeisterung, die aus den letzten Sängerfesten mitgebracht wurde erst richtig klar. Der kleine Ort stand den Sängerfesten im großen Finsterwalde in nichts nach.
Doch zu dieser Zeit wußte man nicht, da man nur noch ein Sängerfest feiern würde. Nicht etwa weil zu es zu wenig Mitglieder gabt, kurz nach dem 80 jährigen Bestehen, 1983, wird bekannt gegeben: Der Ort muß der Braunkohle weichen.
Eine lange Tradition wurde damit beendet, als der Verein sich 1986 auflöst. An die 85 Jahr Feier 1988 denkt keiner mehr.
Im Jahre 2003 wäre der Chor 100 Jahre alt geworden, aus diesem Grund haben sich im Mai 2002 Klingmühler und Sangesfreudige aus der Umgegend zusammengesetzt um den Verein wiederzubeleben. 14 Frauen und Männer treffen sich jede Woche in geselliger Runde, um zu singen. Unter der Leitung von Dagmar Koalick trifft sich die Sangesgruppe Frohsinn jeden Donnerstag um 19:30 Uhr.
Ob zu den Kulturtagen des Amtes Kleine Elster, zum Klingmühlertreffen an Kleine Ostern oder zum Weihnachtsmarkt in Sallgast, die Auftritte der Sangesgruppe „Frohsinn“ sind eher rar, dafür aber keineswegs langweilig.
Im Juni 2022 feierte die Sangesgruppe „Frohsinn“ Klingmühl in ihrem Vereinslokal ihr 20 jähriges Bestehen seit der Neugründung.
Die Sangesgruppe Frohsinn zum Sängerfest 1983 im Garten der Gaststätte